Die Wiederholung
Erläuterung
In dieser Erfahrung wird beabsichtigt, dass man die Richtung seines Lebens von der Vergangenheit bis zum jetzigen Zeitpunkt untersucht. Dabei hat man die Möglichkeit, auch eine Projektion in die Zukunft zu machen, wobei man normalerweise die gleiche Richtung beibehält – es sei denn, man zieht die Möglichkeit eines neuen Sinns in Betracht. Die Meditation über diesen Punkt befähigt zu einer Richtungsänderung – auch dann, wenn das neue Ziel noch nicht klar ist. Eine derartige Meditation kann tiefgehende und positive Veränderungen in der einfachen Mechanik des Lebens bewirken, das man bis zu diesem Augenblick geführt hat.
Geleitete Erfahrung
Es ist Nacht. Ich gehe auf einer schwach beleuchteten Strasse; es ist eine enge Gasse; ich sehe niemanden. Der Nebel verbreitet ein fernes Licht. Meine Schritte hallen im Echo. Ich beschleunige meine Schritte, um schnell zur nächsten Laterne zu kommen.
Als ich dort ankomme, bemerke ich eine Silhouette; eine Person steht zwei oder drei Meter vor mir. Es ist eine Greisin mit halbbedecktem Gesicht. Plötzlich fragt sie mich mit gebrochener Stimme nach der Uhrzeit. Ich sehe auf meine Uhr und sage: “Es ist drei Uhr morgens”.
Ich gehe schnell weiter, dringe wieder in den Nebel und in die Dunkelheit ein. Ich möchte die nächste Laterne erreichen, die ich in der Ferne erkennen kann.
Dort ist wieder die alte Frau. Ich sehe auf meine Uhr, die halb drei anzeigt. Ich renne zur nächsten Laterne, während ich zurückschaue; ich entferne mich tatsächlich von der Silhouette, die in der Ferne zurückbleibt. Ich nähere mich rennend der nächsten Laterne, und da ist wieder dieser dunkle Schatten. Ich sehe auf die Uhr: es ist zwei.
Ich renne drauflos, komme immer schneller an den Laternen vorbei und an den Greisinnen, bis ich erschöpft mitten auf dem Weg stehen bleibe. Ich blicke auf meine Uhr und sehe auf ihrem Deckglas das Gesicht der Frau: ich verstehe, dass das Ende gekommen ist ...
Trotz allem versuche ich, die Situation zu verstehen, und frage mich immer wieder: “Wovor fliehe ich ... wovor fliehe ich?” Die gebrochene Stimme antwortet mir: “Ich bin hinter dir und vor dir; was war, wird sein. Aber du hast Glück: du konntest stehen bleiben, um einen Moment nachzudenken. Wenn du die Lösung findest, kannst du deiner eigenen Falle entkommen”. (*)
Ich fühle mich betäubt und ermüdet; dennoch denke ich, dass es einen Ausweg gibt. Irgendetwas bringt mich dazu, mich an zahlreiche Fehlschläge in meinem Leben zu erinnern. Jetzt erinnere ich mich sogar an die ersten Fehlschläge meiner Kindheit. (*)
Dann an die Fehlschläge in meiner Jugend. (*)
Auch an die Fehlschläge aus jüngster Zeit. (*)
Plötzlich verstehe ich, dass sich in der Zukunft ein Fehlschlag nach dem anderen wiederholen wird. (*)
Alle meine Niederlagen waren sich irgendwie ähnlich, und es war auch so, dass die Dinge, die ich tun wollte, nicht geordnet waren; es waren verworrene Wünsche, die schließlich untereinander im Widerspruch standen. (*)
Da entdecke ich, dass vieles, was ich in der Zukunft erreichen will, widersprüchlich ist. (*)
Ich weiß nicht, was ich mit meinem Leben tun soll, jedoch möchte ich viele verworrene Sachen.
Ja, ich habe Angst vor der Zukunft und möchte nicht, dass sich Fehlschläge von früher wiederholen.
Mein Leben ist in dieser engen, nebligen Gasse zwischen erlöschenden Lichtstrahlen gelähmt.
Unerwarteterweise erscheint ein Licht in einem Fenster und jemand ruft mir von dort zu: “Brauchen Sie etwas?”
“Ja!”, antworte ich, “ich muss von hier weg!”
“Aber nein! ... Allein kommt man nicht weg”.
“Was soll ich denn dann machen? Sagen Sie es mir”.
“Das kann ich nicht; und übrigens, wenn wir hier so weiterschreien, werden wir alle Nachbarn aufwecken. Mit dem Schlaf seiner Nachbarn spielt man nicht! Gute Nacht!”.
Das Licht erlöscht. Nun taucht in mir der ganz starke Wunsch auf, von dieser Situation wegzukommen. Ich sehe, dass sich mein Leben nur dann ändern wird, wenn ich einen Ausweg finde. Die enge Gasse hat anscheinend einen Sinn, aber es ist nur eine Wiederholung von der Geburt bis zum Tod. Ein falscher Sinn – er reicht von Laterne zu Laterne, bis einmal meine Kräfte für immer versagen.
Ich bemerke links von mir einen Wegweiser mit Richtungspfeilen und Aufschriften. Diese Gasse heißt “Wiederholung des Lebens”; eine andere heißt “Vernichtung des Lebens”; eine dritte heißt “Aufbau des Lebens”. Ich bleibe stehen und denke einen Moment nach. (*)
Ich schlage die Richtung ein, in die der dritte Pfeil zeigt. Während ich die Gasse verlasse und auf eine breite, helle Allee komme, habe ich das Gefühl, dass ich dabei bin, etwas Entscheidendes zu entdecken. (*)
Empfehlungen
Die Widerstände, die man beobachtet, sollte man als Anzeichen sehen, die eine Änderung in der Richtung des Verhaltens verhindern. Allein oder in der Gruppe durch Wiederholung der Erfahrung die Empfindung vertiefen, dass „… ich dabei bin, etwas Entscheidendes zu entdecken“. Die wird das innere Empfinden sein, das dem Auftauche eines neuen Sinns de Lebens vorausgeht.